Schuhe geschnürt, Rucksack gepackt und los geht’s auf große Tour? Ganz so einfach ist es nicht. Immer wieder kommt es zu Unfällen oder Problemen auf der Wanderstrecke. Damit Ihre Wanderung zum positiven Erlebnis in der Natur wird, sollten Sie 10 typische Anfängerfehler vermeiden.

Fehler 1: Einfach los

Selbst bei moderaten oder scheinbar leichten Wandertouren ist Vorbereitung alles. Erkundigen Sie sich über die Strecke, finden Sie heraus, welche Herausforderungen der Weg bietet und stellen Sie sicher, dass Sie den richtigen Wanderschuh und zur Witterung passende Kleidung wählen. Und zwar nicht erst am Abend davor. 

Zur Vorbereitung gehört auch, den Rucksack am Vorabend noch einmal anständig zu packen und eine Wanderkarte oder ein GPS-Gerät zu besorgen. Ansonsten stehen die Chancen gut, dass Sie sich verlaufen – wohlmöglich bei strömendem Regen und in den falschen Schuhen.

Fehler 2: Von Null auf Profi

Auch wenn es mitunter so geruhsam aussieht, ist Wandern ein Sport wie jeder andere. Und kein Anfänger würde sofort den Marathon laufen. Wer zum Outdoor-Profi werden will, sollte mit leichten Touren starten und zunächst den Bewegungsablauf, die Gegebenheiten in unterschiedlichem Gelände und die eigene Kondition kennenlernen. 

Das funktioniert am besten an schönen Tagen auf leichten Strecken, die Sie in mehreren Etappen und mit großzügigen Pausen bezwingen. Der Mount Everest kann noch warten.

Fehler 3: Packesel spielen

Eine der größten Herausforderungen beim Wandern ist es, den Rucksack optimal und mit dem richtigen Equipment zu packen. Anfänger nehmen häufig alles mit, von dem Sie der Meinung sind, dass Sie es auf der Strecke gebrauchen könnten. Meist packen sie dann nicht nur zu viel, sondern auch das falsche Equipment ein. Und der Rucksack wiegt mit jedem Schritt mehr auf dem Rücken. 

Unerlässlich sind meist nur fünf Dinge: (elektronischer) Orientierungshelfer, Telefon (mit Solarladegerät), Sonnencreme, eine kompakt verstaubare Regenschicht und eine (!) auffüllbare Flasche Wasser. Alles andere nehmen Sie nur mit, wenn es die Strecke verlangt – siehe Punkt 1. Verabschieden Sie sich also vom klassischen Urlaubsmotto „Nur für den Fall, dass …“.

Fehler 4: Der Wanderweg als Catwalk

Die neuesten Trend-Sneaker und angesagte Jeans-Label gehören in die Stadt. Auf der Wanderstrecke zählt vor allem Funktionalität. Wanderkleidung und Wanderschuhe sind optisch vielleicht nicht jedermanns Sache, machen aber den entscheidenden Unterschied zwischen Tour und Tortur. 

Achten Sie auf atmungsaktive, schnell trocknende Materialien, die möglichst viel Wind und Wetter bei möglichst geringer Packgröße und Gewicht abhalten. Eine Kopfbedeckung schütz vor der Sonne – aber nur, wenn sie eine umlaufende, entsprechend breite Krempe hat. 

Die Wanderschuhe sind das wichtigste Tool für jeden Trekking-Fan. Hier darf es weder Kompromisse beim Sitz noch bei der Hochwertigkeit oder Geländetauglichkeit geben. Der Fuß muss vor der Wanderung vermessen, der Schuh perfekt angepasst werden. Der Fachexperte hilft hier weiter.

Fehler 5: Prost, Mahlzeit!

Ein Bierchen für jeden bezwungenen Kilometer, hausgemachter Kartoffelsalat mit Mayo als Pausensnack: Viele Anfänger verwechseln die Wanderung mit einem Picknick. Auch hier gilt die Sportmaxime: Nehmen Sie Wasser oder leichte Schorlen in einer auffüllbaren Flasche sowie kohlenhydrathaltige, leicht verdauliche Snacks mit. Mehr nicht. 

Wer es mit dem Wandern ernst meint, haut sich auch abends nicht mit fettigen Speisen und reichlich Alkohol voll. Denn die nächste Etappe am Morgen sollte man genauso ausgeruht und energetisch beginnen können. Und das schaffen Sie nur mit dem richtigen Frühstück für Champions und ein wenig Zurückhaltung bei der Hüttenparty.

Fehler 6: Stress als Klimakiller

Sie haben sich perfekt vorbereitet, alle bisherigen Tipps beherzigt und wollen am Wochenende mal eben in die höheren Lagen und sich einer neuen Herausforderung stellen? Das kann im Krankenhaus enden. Flachlandbewohner unterschätzen schnell, dass sich der Körper an jeden weiteren Höhenmeter gewöhnen muss. 

Bevor Sie zu einer Wandertour im Hochgebirge aufbrechen, sollten Sie sich akklimatisieren. Mieten Sie sich ein paar Tage früher am Startort ein und geben Sie dem Körper Zeit, die Umgebung zu akzeptieren. Bewegung ist dabei wichtig, aber die Wanderung sollte erst losgehen, wenn Sie spüren, dass Ihr Kreislauf und der Geist keinen Stress mehr haben.

Fehler 7: Rauf – aber nicht wieder runter

Sie haben alles gegeben und den Gipfel Ihrer Wahl erreicht. Und nun? Denken Sie bei Ihren Vorbereitungen und der Tourplanung immer daran, dass es zu jedem Hinweg auch einen Rückweg gibt. Oder für Gipfelstürmer: Der Abstieg wird mindestens so anstrengend wie der Aufstieg. 

Wenn Sie für eine Wanderung „trainieren“ gilt es also, immer in doppelten Kraftreserven zu denken und diese bei der Etappensetzung einzukalkulieren. Das bedeutet mitunter auch, dass der Trip in die Natur doppelt so lang wird, wie Sie ursprünglich dachten. Dafür haben Sie keine Zeit? Dann halbieren Sie die Strecke!

Fehler 8: Die falschen Begleit(er)umstände

In der Gruppe zu wandern kann eine Tour erst zum echten Erlebnis machen. Doch passen Ihre Begleiter überhaupt zusammen? Jeder hat ein anderes Fitness- und Erfahrungslevel, ein unterschiedliches Wandertempo und unterschiedliche Erwartungen. Gehen diese Faktoren zu weit auseinander, wird die Wanderung für alle zum Frust.

Seien Sie deshalb realistisch – oder überaus kompromissbereit. Wenn Sie mit einem untrainierten, gemütlich spazierenden Menschen unterwegs sein wollen, dann muss es die leichte Strecke sein. Wenn Sie die Herausforderung suchen, schließen Sie sich besser einer ambitionierten Gruppe an.

Fehler 9: Umzugsschwierigkeiten

Die Regenjacke kommt aus dem Rucksack, wenn es schon spürbar gießt und wird erst dann ausgezogen, wenn der Schweiß schon rinnt: Wer beim Wandern die Kleidung erst dann dem Wetter anpasst, wenn es schon offensichtlich ist, begeht einen Kardinalsfehler. 

Dieser Fehler wird mit nasser Kleidung, die erst einmal trocknen muss, bestraft. Und nasse Kleidung steigert die Gefahr von Unterkühlung, Reibung und/oder allgemeiner Erschöpfung. Darum lautet die Devise: Sei niemals zu faul, den Zwiebellook ständig zu korrigieren.

Fehler 10: Grenzen sind zum Überwinden da

Klar sollte man sich neuen Herausforderungen stellen und nicht beim kleinsten Hindernis aufgeben. Doch im freien Gelände schützt ein wenig mehr Vorsicht vor schwerwiegenden Fehlern. Wer eine Tour vorzeitig abbricht, weil er merkt, dass seine Kondition schwindet oder ein Wetterumschwung aufzuziehen droht, ist kein Feigling. Sondern hat die Herrschaft der Natur verstanden. 

Für solche Fälle sollten Sie sich immer einen Plan B zurechtlegen und zum Beispiel die Notrufnummer im Kopf haben und einspeichern. Es lohnt sich auch, alle Hütten oder Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke auf der Karte zu markieren, um im Ernstfall schnell Hilfe zu holen oder einen Unterschlupf zu finden.